CHANCE:POSTDOCS

„Chancengleichheit in der Postdoc-Phase in Deutschland — Gender und Diversity“. Gefördert von 2012 bis 2015 aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF) unter dem Förderkennzeichen 01FP1207/8.

Mit dem Forschungsprojekt wurde der Blickwinkel von der Promotionsphase auf die Postdoc-Phase erweitert. Die hier folgende Zusammenfassung des Forschungsvorhabens Chance:Postdocs bietet Ihnen einen Einblick in die bislang noch unerforschte Thematik, der sich das Forschungscluster Hochschule und Bildung gestellt hat.

Die Zeit nach der Promotion, auch Postdoc-Phase genannt, ist ein relativ offener Karriereabschnitt – unübersichtlich und kaum einheitlich geregelt. Es handelt sich um eine Übergangsphase nach dem Erwerb des Doktorgrads, welche oft eine Berufung auf eine Professur an einer Hochschule zum Ziel hat.

Die momentane Schwierigkeit zwischen Promotion bis Habilitation bildet der Verlust von Nachwuchswissenschafterinnen an den Hochschulen. Beispielsweise ist Deutschland im europäischen Vergleich eines der Länder mit den wenigsten von Frauen besetzten Professuren. Hier wird von der sogenannten Leaky Pipeline gesprochen: Zahlreiche Frauen verlassen die akademische Laufbahn bevor sie eine Professur in Aussicht haben. Derzeit beschränken sich die Untersuchungen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland vor allem auf die erfolgreichen Promotionen und Karrieren derer, die dem Wissenschaftssystem erhalten blieben. Dabei bleiben potentielle und tatsächliche Gründe für den Ausstieg aus dem universitären Gefüge bisher unberücksichtigt.

Die Fragen, die sich bezüglich des Schwunds im Pool der akademischen Nachwuchskräfte stellen, sind vielseitig. Ist es wirklich allein die Leistung, die zählt? Vermutlich nicht – doch welche Faktoren tragen zur Entscheidung der Promovierten bei, dem Wissenschaftssystem den Rücken zuzukehren? Wie verläuft die berufliche und persönliche Entwicklung innerhalb und außerhalb von Forschung und Lehre für Promovierte? Welche Ziele, Wünsche und Möglichkeiten verfolgen junge AkademikerInnen heute tatsächlich? Welche Anreize motivieren sie, einen Anker im Hochschulsystem zu werfen beziehungsweise doch andere Berufs- und Lebenswege zu verfolgen? Welche strukturellen Barrieren und individuellen, organisationsbezogenen oder institutionellen Faktoren tragen zu einem Ausstieg aus den verschiedenen Forschungseinrichtungen bei?

Das Projekt Chance:PostDocs ist ein Forschungsvorhaben an der Universität Hildesheim mit dem Ziel einer Analyse zu bundesweit existierenden Formen und Strukturen von Qualifizierungswegen in der Postdoc-Phase unter dem Blickwinkel von Gender und Diversity. Das Team interessiert hierbei insbesondere, welche Förderstrukturen vom wissenschaftlichen Nachwuchs tatsächlich genutzt werden und inwieweit Programme zu Qualifizierung, Information, Vernetzung und Mentoring sowie zur finanziellen Unterstützung in der Postdoc-Phase dazu beitragen, dass ein Ausstieg aus dem Wissenschaftssystem weniger wahrscheinlich wird. Am Ende des Projekts soll eine Ausarbeitung von Empfehlungen stehen, welche nachhaltig zur Optimierung entsprechender Förderstrukturen und Chancengleichheit an deutschen Hochschulen beitragen können.

Die Methoden zur Erhebung qualifizierender Wege in der Postdoc-Phase bilden, wie beim Vorgängerprojekt Chance:Docs eine Mischung aus quantitativen und qualitativen Forschungsansätzen. Geplant war (1) eine repräsentative Untersuchung von Postdoc-Programmen auf Homepages von Hochschulen und Universitäten sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Dem schloss sich (2) eine bundesweite, fächerübergreifende Befragung an. Diese erfolgte mittels einer standardisierten Online-Befragung und in Form von (3) Gruppendiskussionen von WissenschaftlerInnen, die in den vergangenen drei Jahren eine Dissertation abgegeben haben.

Gesamtziel des Forschungsvorhabens war es, eine Analyse zu den bundesweit existierenden Formen und Strukturen von Qualifizierungswegen in der Postdoc-Phase aus der Perspektive von Gender und Diversity vorzunehmen. Dabei liegt der Fokus auf den institutionellen und organisationalen Strukturen. Geklärt werden sollte unter anderem, inwieweit die Hochschulen selbst die Postdoc-Phase im Fokus ihrer Förderstrukturen haben, wie diese aussehen, und ob sie dabei Gender- und Diversity-Aspekte berücksichtigen.

Team Chance Meike Sophia Baader | Daniela Böhringer | Julia Gundlach | Svea Korff | Navina Roman | Wolfgang Schröer | Maren Zeller

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